Keine Ausflüge, keine Klassenfahrten und dazu noch Homeschooling –das hat sich in 2021 auch bei der Garreler Bürgerstiftung „Lüttke Lüe“ bemerkbar gemacht. Dort, wo normalerweise schnell und unbürokratisch geholfen wird, wurden lediglich 8000 Euro aus den Stiftungserlösen ausgeschüttet. Das sieht in diesem Jahr schon ganz anders aus. 24.000 Euro stehen für 2022 in der Bilanz, wie Vorsitzender Manfred Nienaber und Kuratoriumsmitglied Hubert Looschen in einem Pressegespräch erklärten. So viel, wie noch nie zuvor in der 15-jährigen Geschichte der Stiftung.
Das Erfolgsrezept sowohl auf der Einnahmenseite als auch bei den Ausgaben liegt in der guten Vernetzung, meint der Vorsitzende. Man stehe in engem Kontakt mit den Schulen und Kindergärten und sei im Herbst an die Kitas mit der Frage herangetreten, wie Familien erreicht werden können, die Unterstützung benötigen, auch wenn sie keine Bezieher von Sozialleistungen sind. Am Ende war es ein Brief, den Hubert Looschen aufgesetzt hat. „Wir wissen, die Zeit ist schwer. Wenn ihr glaubt, dass ihr Unterstützung brauchen könnt, meldet euch bei der Kita-Leitung“, zitierte der Vater der Stiftung aus dem Schreiben.
150 Familien haben um einen Gutschein gebeten
150 Rückmeldungen gab es, und für sie wurden Gutscheine im Wert von 50 Euro ausgegeben, die in zwei Bekleidungsgeschäften, zwei Schuhhäusern und in einem großen Garreler Supermarkt eingelöst werden konnten. Über 20 Prozent der Familien dürften sich gemeldet haben, was ein Bild über die Situation in der Gemeinde wiedergibt. Gestiegene Energiekosten und höhere Preise für Lebensmittel haben die Mitte der Gesellschaft spürbar erreicht. Looschen und Nienaber ist bewusst, dass vielleicht bei dem einen oder anderen Empfänger die Not nicht so groß ist. Sie wollen sich aber deshalb von ihrem Weg nicht abbringen lassen und den bürokratischen Aufwand so niedrig wie möglich halten. Der ist für die Stiftung ohnehin schon groß genug, und durch eine Umsatzsteuerpflicht, die „Lüttke Lüe“ in diesem Jahr zum ersten Mal erwischt, weil der Adventskalender zu gut gelaufen ist, wird es noch komplizierter. Politisch will man sich deshalb zusammen mit anderen Institutionen Gehör verschaffen.
„Geburtstags-Euro“ bringt 8600 Euro
Rund 25.000 Euro werden nach der Endabrechnung beim Adventskalender übrig bleiben. Der Geburtstags-Euro ist ebenfalls gut gelaufen. Looschen, der am Anfang der Pandemie damit begonnen hat, Geburtstagskinder anzurufen und ihnen zu gratulieren, hatte zum eigenen Wiegenfest darum gebeten, ihm 1 Euro für die Stiftung zu überweisen. 8600 Euro kamen so zusammen und ermöglichten es beispielsweise, 28 Schulanfänger mit je einem Tornister auszustatten.
Eine weitere Finanzspritze kam aus dem Kreis einiger Jäger. Ein Weidmann aus der Gemeinde lädt traditionell einmal im Jahr Freunde zur Jagd ein, und dort wird zugunsten von „Lüttke Lüe“ stets eine Hutsammlung gemacht. Einer der Gäste, ein Mann mit langer blonder Mähne, war erstmals dabei und von der Idee derart angetan, dass er seinen Schopf der Schere überlassen wollte, wenn 5000 Euro erreicht würden. Am Ende standen 6200 Euro und eine pflegeleichte Kurzhaarfrisur unterm Strich.
„Es kommen immer wieder Spenden von Privatpersonen.“Hubert Looschen, Kuratoriumsmitglied
Looschen: „Es kommen aber immer wieder auch Spenden von Privatpersonen außerhalb von besonderen Aktionen. In diesem Jahr waren es 7000 Euro.“ Außerdem sei es auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gelungen, Erträge aus dem Stiftungskapital – über 300.000 Euro – zu erwirtschaften: 5500 Euro. „Das Gros kommt aus der Beteiligung am Bürgerenergiepark.“
Für das kommende Jahr steht neben dem politischen Engagement eine Veränderung im Kuratorium an. Bürgermeister Thomas Höffmann wird dazustoßen. Darüber hinaus plant Looschen „ein größeres Event an einer besonderen Location“. Mehr will er noch nicht verraten.
Artikel von Thomas Vorwerk (OM-Online).